Pferdenotfall in Bassum - Pepe
Das Pony war mittlerweise hochgradig abgemagert (im tieräztlichen Eingangsuntersuchungsprotokoll wird die Stammmuskulatur als symmetrisch atrophisch und die Kruppenmuskulatur als stark abgebaut beschrieben, die Verdauungstätigkeit ist verringert, die Sklera zeigt eine leichte Gelbfärbung). Eine Kotuntersuchung ergab einen Bandwurmbefall und eine massive Belastung mit Spulwürmern. Dagegen muß man auch erst einmal anfüttern können...
Wie in so vielen anderen Fällen auch, scheint hier einmal mehr die fehlende Sachkunde das Hauptproblem gewesen zu sein - so wie der "Hundeführerschein" wäre sicher auch für andere Tierarten eine kleine Sachkundeprüfung von Nutzen, damit sichergestellt ist, daß jeder Halter zumindest mit einem Basiswissen über seinen Schützling ausgestattet ist.
März 2015
Der 25jährige Ponywallach, den das Vet. Amt aufgrund seines Ernährungszustandes sichergestellt hatte, kommt so langsam aber sicher wieder zu Kräften, wird aber sicherlich noch eine Weile gepäppelt werden müssen. Er bringt diverse Baustellen mit... z.B. einen vereiterten Zahn, den die Zahnärztin unter Betäubung eingekürzt und antibiotisch versorgt hat, in der Hoffnung ihn erhalten zu können. Hier wird es auf jeden Fall noch einen weiteren Zahnarzttermin geben, denn wenn der Eiterherd nicht auskuriert ist muss der Zahn doch noch raus. An einigen Zähnen wurden Haken entfernt, die das Kauen beeinträchtigt haben, vorübergehend hat er statt Heu nur eingeweichte Heu- und Maiscobs futtern können. Inzwischen ist Pepe angeweidet, im Winter wird er aber zusätzlich zum Heu, daß er zwar gerne nimmt, aber nicht gut genug kauen kann, sicherlich wieder Heucob-Brei zugefüttert bekommen müssen. Die Zähne werden regelmäßig kontrolliert und entgratet werden müssen. Zukünftige Zahnarzttermine werden im Stehen stattfinden können, aber einen schmerzenden Eiterzahn wollten wir ihm nicht ohne Sedierung behandeln lassen!
Was Pepe auszeichnet ist ein unglaublicher Lebenswille und eine Lebenslust. Er ist menschenfreundlich, toll mit Artgenossen, freut sich über Sonnenstrahlen, über frisches Weidegras, über Streicheleinheiten und Fellpflege.
Mai 2015
Pepe hat seine positive Entwicklung fortgesetzt, der Cushingverdacht konnte inzwischen ausgeräumt werden und nachdem er sein struppiges Winterfell weitestgehend verloren hat steht er jetzt in einem glänzenden roten Sommerfell mit winzigen weißen Sprenkeln wie Sommersprossen verkehrt herum da und sieht richtig rassig aus. Auch seine Bewegungen, das freundliche, aber lebendige Temperament und das zarte Köpfchen mit dem leicht gebogenen Nasenrücken lassen einen Arabereinschlag vermuten. Der Mirochip ist gesetzt, sein Equidenpass beantragt, einen Zahnarzttermin hat er noch vor sich, dann steht einem Umzug in ein neues Zuhause nichts mehr im Wege.
September 2015
Während wir im Frühsommer, nach dem letzten Fellwechsel und dem langanhaltenden Husten endlich alle Sorgen hinter uns gelassen zu haben glaubten und ein weitestgehend gesundes, ausgefüttertes Pony im glänzend-glatten Sommerfell bewundern konnten, kamen mit dem Spätsommer und dem Beginn des nächsten Fellwechsel die alten Probleme zurück. Natürlich war auch im Sommer festzustellen, dass er zwar Temperament aber wenig Kondition hat, aber nun steht die Diagnose, Pepe hat eine chronisch obstruktive Bronchitis mit teilweiser Dyspneu (Atemnot).
Nun gilt es also gründlich zu beobachten, wann er medikamentöse Unterstützung braucht, der Fellwechsel macht COBlern erfahrungsgemäß zu schaffen, dann müssen rechtzeitig Schleimlöser verabreicht werden, damit sich in der wenig leistungsfähigen Lunge nichts festsetzt. Das Winterfutter muss von bester Qualität sein, das Heu möglichst staubfrei oder vorher in Wasser eingelegt, Pepe bekommt als Zusatzfutter ohnehin eingeweichte Heucobs und staubfreien, weil klebrigen Reformhafer. Offenstall und Sandauslauf hat er hier im Winter ohnehin, so lange wie möglich soll er in einem anderen Offenstall auf der Weide bleiben.
Wir haben uns entschieden, Pepe nicht mehr zu vermitteln, sein Weh oder Wohl nicht mehr aus der Hand zu geben und wenn irgendwann in hoffentlich noch weiter, weiter Ferne, der Tag gekommen ist, an dem sein Leben nicht mehr lebenswert ist, dann wollen wir den letzten Weg mit ihm gehen und keinem anderen Menschen, keinem neuen Halter, zumuten, sich erst zu gewöhnen und sein Herz zu gewinnen um dann eine solch schwere Entscheidung zu treffen. Man kann im Vorfeld nämlich keine auch nur annähernd genaue Prognose stellen, ob er noch ein paar schöne Jahre oder doch nur Monate haben wird. Einen Halter zu finden, der Erfahrung mit COB hat und das entsprechende Nervenkostüm, ein Pferd aufzunehmen, in dem Wissen, es evtl. bald schon wieder gehen zu lassen, wollen wir zwar nicht ganz ausschließen, aber die Wahrscheinlichkeit tendiert doch so ziemlich gegen Null.
Für eine finanzielle Unterstützung für Dauerpflegefälle wie Pepe und Amira sind wir sehr dankbar. Heucobs helfen genauso wie eine Patenschaft, eine Fördermitgliedschaft oder eine einmalige Spende. Mit Ihrer Hilfe können wir Dauerpflegefällen einen würdigen Lebensabend bereiten.
DANKE!
Und dann kam es doch: Pepe hat ein tolles Zuhause gefunden! Schauen Sie unter "Happy End für Pepe" wie es weiter gegangen ist.